Kikeriki, kikeriki! Christus ist hier! Viele Sagen erzählen davon, dass die Tiere in der Heiligen Nacht mit menschlicher Stimme reden. Warum das so ist, schildert eine Überlieferung aus der Steiermark.
Das, was da in der Heiligen Nacht geschehen ist im Stall zu Bethlehem, hat sich herumgesprochen wie ein Lauffeuer. Bald haben alle Geschöpfe gewusst von der frohen Botschaft - die Tiere auf dem Feld und die im Wald, aber auch die in Haus und Hof. Alle jubelten und waren voller Freude.
Laut erzählten sie einander das große Geschehnis. Der Hahn schlug mit den Flügeln, streckte sich, so lang er war, und rief:,,Kikeriki, Kikeriki! - Christus ist hier!“
Der Hund fragte drauf bellend: ,,Wo? Wo? Wo?“
Die Ziege wusste es schon genau. Meckernd belehrte sie ihn: ,,In Bethlehem, in Bethlehem.“
Ein Lämmchen setzte noch hinzu: ,,Meeecht‘ auch hingeeehn!“
Und der Esel sagte nur knapp: ,,I - ah! I - ah!“
Die Henne aber reckte den Hals, machte sich schleunigst auf den Weg und forderte die anwesenden Tiere auf, gleich mitzukommen: ,,Geht nur gleich hin, geht nur gleich hin!“, gackerte sie.
So hat es eins dem andern zugerufen, und gleich hat es die ganze Welt gewusst: Christus, der Heiland der Welt, ist geboren!
Den Tieren aber blieb zum Dank und zum Gedächtnis an diese Stunde die Gabe, dass sie sich in der Christnacht unterhalten können wie die Menschen. Und wer‘s nicht glauben will, der muss nur in der Weihnachtsnacht um zwölf die Ohren spitzen. Da reden sie miteinander, die Tiere. Allerdings müssen sie ungestört sein - und ganz unter sich. Das, was sie dann zu sagen haben, so heißt es, das ist mitunter kaum zu glauben.
aus: Das Geschenk der zwölf Monate: von Ursula, Heidemarie und Helmut Wittmann, illustriert von Agnes Ofner, Tyrolia-Verlag ● Innsbruck-Wien