Katholischer Familienverband zur Reform der Bildungskarenz
„Es ist gut und wichtig, dass in Zeiten knapper Budgets Maßnahmen auf ihre Sinnhaftigkeit geprüft werden. Der Bundesregierung ist hier ein tragfähiger Kompromiss gelungen,“ erklärt Peter Mender, Präsident des Katholischen Familienverbandes. Er begrüßt besonders, dass der Fokus auf gering qualifizierte Arbeitskräfte gelegt wird. Auch die Erhöhung der wöchentlichen Mindeststunden sei nachvollziehbar.
Ein gravierender Kritikpunkt bleibt: „Dass junge Eltern nach der Karenz keine Möglichkeit mehr haben sollen, eine geförderte Weiterbildung zu absolvieren, ist eine klare Benachteiligung“, warnt Mender. „Gerade in Berufen, die sich schnell verändern – etwa in der IT oder bei Steuerberatern – ist nach zwei Jahren Karenz eine Weiterbildung oft notwendig. Sie ist keine bequeme Verlängerung der Babypause, sondern ein entscheidender Beitrag zur Rückkehr in den Beruf.“
Mender kündigt eine detaillierte Stellungnahme zum Gesetzesentwurf an: „Wenn die Kriterien streng geprüft werden, der Arbeitgeber eine Weiterbildung befürwortet und das notwendige Wochenstundenausmaß erfüllt ist, darf Eltern diese Chance nicht genommen werden.“ Besonders Mütter seien von dieser Einschränkung betroffen: „Damit droht ein gesellschaftspolitischer Rückschritt, der die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt erschwert.“
Zwar sei unbestritten, dass Bildungskarenz in manchen Fällen als Verlängerung der Babypause genutzt wurde. „Doch die Politik sollte sich fragen: Warum war das so? Wir brauchen eine ehrliche Debatte über die Wünsche und Bedürfnisse junger Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf,” so Mender.
Angesichts sinkender Geburtenraten und des Rückgangs von Zweit- und Drittkindern – vor allem bei höher gebildeten, berufstätigen Frauen – fordert Mender ein Umdenken: „Das sollte ein Alarmzeichen sein. Wir müssen die Anliegen dieser Frauen ernst nehmen und in den Mittelpunkt stellen.“
Er kritisiert, dass der Diskurs über Vereinbarkeit derzeit fast ausschließlich aus einer arbeitsmarktpolitischen Perspektive geführt werde. Dabei zeigen Studien, dass Teilzeit in über drei Viertel der Fälle bewusst gewählt wird, weil Eltern mehr Zeit für ihre Kinder haben wollen. Zwei Drittel der Befragten würden – wenn es finanziell möglich wäre – noch weniger arbeiten, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen (Teilzeitstudie Integral im Auftrag des Katholischen Familienverbands, Juli 2021).
Weitere Informationen: www.familie.at/teilzeit
„Die reflexartige Antwort von Wirtschaft und Politik lautet mehr Kinderbetreuungsplätze“, fasst Mender zusammen. „Was aber fehlt, ist ein stärkerer Fokus auf die realen Wünsche junger Eltern.“